KontextLab – Komplexe Informationen verständlich darstellen
Julia Köberlein und Bernhard Scholz bekamen für ihr Gründungsvorhaben im Juli 2014 das EXIST-Gründerstipendium. Sie hatten die Idee eine interaktive, multimediale Onlineplattform zu entwickeln, auf der man auf Entdeckungsreise zu aktuellen Themen des Zeitgeschehens gehen kann. Grundlage für die Gründungsidee bildeten das Konzept und der Prototyp des Magazins "Kontext:", das von Julia Köberlein während ihres Masterstudiums an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) 2009 entwickelt wurde. Inzwischen ist Erich Seifert zum Team hinzugekommen und die Betaversion der Plattform läuft.
Wir haben Bernhard Scholz zu einem Jahr EXIST-Gründerstipendium befragt.
Bitte stellt noch einmal kurz Eure Firma vor.
Die Kontextlab GmbH wurde aus einem Hochschulprojekt heraus gegründet. Wir haben eine interaktive, multimediale Onlineplattform entwickelt und veröffentlichen mit der nun das Hintergrundmagazin „Der Kontext“. Dieses Magazin zeigt die komplexen Zusammenhänge aktuellen Zeitgeschehens auf spannende und verständliche Art. Viele Themen sind heute extrem kompliziert geworden und Informationen dazu findet man überall verstreut – wir bündeln die guten Informationen und bereiten sie so auf, dass es Spaß macht auf Entdeckungsreise durch die Themen zu gehen. ›Der Kontext‹ bietet Zusammenhang und Einsortierung. Die Art, wie der Leser bei uns in Themen selbst eintauchen kann, ist sehr neu – fast jedem aus anderen Bereichen aber schon lange bekannt. Die Plattform ermöglicht ein neues Storytelling und folgt der nichtlinearen Erzählweise, die Informationskomplexen zu eigen ist.
Vor einem Monat fand die Abschlusspräsentation für das EXIST-Gründerstipendium statt. Rückwirkend ein Jahr EXIST betrachtet, was würdet ihr dazu sagen:
Das Exist-Stipendium ist fantastisch! Man bekommt unheimlich viel – das Finanzielle ist das Sahnehäubchen. Feedback, Coaching, Kontakte, Kritik und eine äußerst spannende Zeit. Selten haben wir so viel gelernt, gelacht, geweint und angepackt. Seit dem Zeitpunkt, zu dem wir ernsthaft darüber nachgedacht haben das Konzept zu verwirklichen, ist sehr sehr viel passiert. Das Stipendium war daher nur ein Teil des Mosaiks, aber ein sehr wichtiger. Gerade das Stipendienjahr war eine regelrechte Achterbahnfahrt. Man erlebt viele positive und manche negative Momente. Alleine dafür sind wir äußerst dankbar. Insbesondere all die Menschen, die wir kennen gelernt haben und mit denen wir uns austauchen durften, sind sehr bereichernd. Wir können jedem nur empfehlen, sich mit einer Idee für dieses Stipendium zu bewerben.
Ihr habt selbst einmal gesagt, dass das Projekt Kontextlab bei EXIST eher ein Exot ist, da es keinen rein technischen Ansatz verfolgt. Wodurch habt ihr die Entscheider überzeugt.
Letztlich können wir das auch nur vermuten. Es gibt ein paar Punkte, an denen es vermutlich gelegen hat: Aus unserer Sicht ist die erste Seite, das Executive Summary, entscheidend, um vom ersten Moment an zu begeistern. Offenbar haben wir dann gut erklären können, dass unsere Idee nicht nur ein neues Magazin ist, sondern auch, dass der technische Part ein Herzstück darstellt. Und um die Technik zu meistern brauchten wir die Unterstützung von Exist. Auch von anderen Teams haben wir mitbekommen, dass ein detailliert ausgearbeitetes und schlüssiges Ideenpapier, mit Fokussierung auf den Kundennutzen, wichtig ist. Wir haben von keinem Ideenpapier gehört, das nicht mit viel Aufwand erstellt wurde. Letztlich haben wir dann aber wohl auch einfach mit einem langen Atem überzeugt.
… Eure Tipps für die Antragstellung?
Nichts überstürzen – da man den Antrag jederzeit stellen kann, besteht kein Grund etwas vorschnell zu verschicken. Wer es schafft, sich in die Situation der Prüfer hineinzuversetzen und sein Ideenpapier so formulieren kann, dass man beim Projektträger schnell und gut versteht, um was es genau geht und, dass die Chancen auf Erfolg groß sind, dürfte Chancen haben. Wer jemanden findet, der Erfahrung mit Businessplänen oder natürlich noch besser mit Anträgen bei Exist hat, der sollte versuchen sich eine Meinung und Einschätzung zu holen. Alleine sieht man vieles einfach nicht mehr. Vor allem, wenn man wochenlang an einzelnen Satzbausteinen feilt.
Der „Fahrplan“, den man bei EXIST verfolgt, ist ja an sich sehr eng – wie geht man mit diesem Druck um?
Der Druck ist gut, er führt dazu, dass man nicht nur in Wolkenkuckucksheim vor sich hin arbeitet, sondern auch wirklich zu Potte kommt. Oder wie Mike Tyson es ausdrückte: „Jeder hat einen Plan, bis er ein paar aufs Maul bekommt“. Wir mussten natürlich nicht in einem Boxring antreten, aber das viele Feedback und die Kritik, halfen uns sehr dabei, uns stetig zu verbessern. Je ehrlicher und direkter, desto besser. Außerdem empfanden wir es eher so, dass uns das Stipendium Freiheit und Zeit gegeben hat, um am Produkt und am Unternehmen mit möglichst wenig Druck des harten Unternehmeralltags zu entwickeln. Das Ende der Förderdauer schwebt natürlich immer wie ein Damoklesschwert über dem Ganzen – aber letztlich ist das nur eine Vorbereitung auf das, was danach kommt.
Rückwirkend betrachtet: Was hat Euch die meisten Kopfschmerzen in dem Jahr bereitet?
Der Sylvestersekt? Im Ernst: Am schwierigsten ist es zu unterscheiden, welche Tipps und Tricks etwas taugen und welche doch eher zu Umwegen führen. Sicher ist alles gut gemeint, aber man steckt halt dann doch oft in einer unterschiedlichen Lage, als jemand, der andere Erfahrungen gemacht hat. An der Stelle wollen wir uns bei all denen ganz herzlich bedanken, deren Ratschläge wir besonders schätzen. Das sind Herr Schimpfle vom aitiRaum mit seinem Team, Herr Löhr von Sonntag und Partner, Herr Trinks, Frau Schwarz, Herr Hofmann, Herr Prof. Müller, Herr Zinser, der die EXIST-Treffen in München organisiert, Frau Maneth und natürlich all jene, für die der Platz hier leider nicht mehr reicht.
Im Rahmen des Programmes gibt es einige Formalien zu beachten, beispielsweise bei der Verwaltung des Budgets. Welche Erfahrungen hinsichtlich des bürokratischen Aufwands habt ihr gemacht?
Der Aufwand hält sich eigentlich in Grenzen, wenn man einmal verstanden hat, wie das System auf der Seite der Hochschule funktioniert. Jede Hochschule und Uni hat ein System, um Kosten abzurechnen. Innerhalb dieses Systems läuft alles ziemlich reibungslos. Wir haben nachgefragt, welche Schritte für die Abrechnung notwendig sind und haben diese dann strikt eingehalten. Das hat super geklappt und daher sind wir voll des Lobes.
EXIST ist beendet. Ihr habt die GmbH gegründet und eure Beta-Version läuft – wie geht es nun bei euch weiter?
Zunächst testen wir weiter mit der Beta-Version die technischen Aspekte und verbessern diese weiterhin. Zugleich erweitern wir das Thema „Griechenlands Schuldenkrise“. Ab jetzt geht es dann natürlich in erster Linie darum Abonnenten für das Magazin zu gewinnen, weitere Themen zu bearbeiten und die Plattform für weitere Produkte zu optimieren. Komplexe Informationen, die verständlich dargestellt werden müssen, gibt es ja in vielen Bereichen genügend. Für die erste Wachstumsphase suchen wir daher auch nach einem Business Angel, damit wir richtig durchstarten können.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.