Aus dem Feedback der Nutzer lernen
Das Suchmaschinen-Ranking hat sich in den letzten Jahren immer mehr verändert. Nun sind es nicht mehr allein die Häufigkeit von Seitenaufrufen, die Aktualität einer Seite oder Backlinks, die zählen. Seit den letzten Google-Updates werden hier weitaus mehr Parameter bei der Bewertung von Seiten einbezogen. Hinzu kommt, dass die Ergebnisse optisch neu strukturiert angezeigt werden. Im Oktober letzten Jahres hat die Suchmaschine durch eine große Algorithmus-Änderung einen weiteren Qualitätssprung erfahren. Thomas Zeithaml, Geschäftsführer von seoRatio, zu den Veränderungen.
Herr Zeithaml, das Thema SEO ist immer wieder von Interesse, aktuell sind auch viele interessante Artikel in den sozialen Netzwerken dazu zu lesen. Google scheint in diesem Bereich also in der letzten Zeit, einiges an der Sortierung getan zu haben. Welche Themen stechen aus Ihrer Sicht denn dabei besonders heraus?
Ja, derzeit tut sich wirklich sehr viel. Im vorigen Jahr sind gerade einige große Änderungen im Algorithmus durchgeführt worden, die sich auf die Suchergebnisse ausgewirkt haben. So gab es voriges Jahr zwei große Updates, die man vielleicht hervorheben sollte. Zum einen der Google Quality Update und zum anderen die Änderung in Bezug auf lokale Suchergebnisse. Der Google Quality Update hat wohl am meisten Wirkung hinterlassen. In diesem Update ging es vorwiegend darum, wie Google die Qualität einer Seite beurteilt. Dabei berechnet Google einen Quality Score in dem verschiedene Aspekte wie z.B. die Suche nach einer Marke enthalten sind. Man kann gut erkennen, dass Google hier versucht immer mehr Faktoren zu integrieren. So betrachtet Google nicht mehr nur den Hauptinhalt sondern auch die Elemente drum herum. Kommentare, Querverlinkungen, ausreichend Inhalte, die Monetarisierung und die Technik der Webseite bekommen nun deutlich mehr Aufmerksamkeit.
Und wie wirkte sich die Änderung der lokalen Suchergebnisse aus?
Dieses Update hatte eine große Wirkung auf Unternehmen mit lokalem Bezug wie Handwerker oder Ladengeschäfte. Während die Karte früher in der rechten Spalte angesiedelt war, wurde diese nun prominent in die Mitte verschoben. Im sogenannten Pigeon Update wurden auch die Ergebnisse auf drei Einträge reduziert. Zudem gab es eine geografisch bessere Zuordnung. Auch Daten aus Google+ und Yelp werden besser integriert.
Die Qualität der Webseiten wird also immer wichtiger. Viele Gründer und Technologieunternehmen fragen sich dabei aber, wie sie hier mit SEO umgehen sollen. Wie drückt sich also die Qualität aus?
Auch Google betreibt eine Qualitätskontrolle der eigenen Suchmaschinenergebnissen. Dabei prüfen Mitarbeiter die Qualität von Webseiten und deren Themen. Es werden z.B. Seiten vorgelegt und gefragt, ob diese zur Suchphrase XY ein gutes Ergebnis wären. Dazu gibt es von Google die sogenannten Quality Rater Guidelines an denen sich die Mitarbeiter orientieren sollen. Dieser Leitfaden wird immer wieder veröffentlicht und zeigt, welche Kriterien eine Rolle spielen. An dieser Stelle alles aufzuführen was Google darin beschreibt, würde den Rahmen sprengen. Wer möchte kann sich aber die 160 Seiten natürlich gerne durchlesen.
Was sind aus Ihrer Sicht denn die wichtigsten Regeln?
Im Großen und Ganzen sind es die folgenden fünf Grundregeln um gute Ergebnisse zu erzielen. Wie gut erfüllt der Inhalt einer Webseite die Besucherabsicht? Gibt es ausreichend Inhalt zu dem Thema – sprich wird es ausführlich beschrieben? Wie wird die Seite monetarisiert? Ist die Webseite aktuell bzw. wird Sie gepflegt? Sind technische Bereiche wie Ladezeit, Fehlerseiten in einem erträglichen Rahmen? usw. Wenn man sich selber diese Fragen stellt und sich seine Webseite ansieht, kann man schon erkennen, in wie weit Google damit zufrieden sein könnte.
Was sollte man bei den technischen Werten beachten?
Eine Webseite sollte in erster Linie gute technische Werte erfüllen. Eine Ladezeit von 10 Sekunden ist inakzeptabel. Eine Fülle von Ratgebern, Tools und Experten können dabei helfen, die Webseite deutlich schneller zu machen. Das zweite Thema ist Mobile. Sogenannte Responsive Designs passen die Darstellung an die Auflösung des Endgeräts an. Damit ist sichergestellt, dass man die Webseite z.B. auch auf dem Smartphone lesen kann. Auch die Struktur einer Webseite sollte durchdacht sein. Man möchte ja in einem Shop auch nicht 30 Klicks durchführen, um zum gewünschten Produkt zu gelangen. Das sind aber eher Basics der klassischen Onpage Optimierung eines SEOs. Interessanter wird es beim Inhalt.
Wie geht man bei den Inhalten am besten vor?
Hier sollten Sie versuchen Themen ausführlich zu beschreiben. Denken Sie wie ein Verkäufer in einem Ladengeschäft. Wenn ein Kunde zu Ihnen kommt, versuchen Sie ihm die Vorteile eines Produktes zu nennen und darzustellen. Sie werfen ihm ja auch nicht nur Stichpunkte und Brocken hin. Beschreiben Sie die Einzigartigkeit Ihrer Dienstleistung oder Ihres Produkts – beraten Sie Ihre Kunden! Sie verfügen über so viel Fachwissen, man kann Sie doch alles fragen. Das geht nicht nur mündlich sondern auch online mit Texten und Bildern. Zu oft wird vergessen, dieses Mittel einzusetzen. Die Anforderungen an einen Text sind auch einfach. Decken Sie ein Thema ausführlich ab! Wenn Sie einen Bürostuhl beschreiben, werden Sie sicherlich auch das Thema Ergonomie, Ausstattung - wie Leder usw. anreißen. Dann sind Sie sicher auf einem guten Weg. Früher war es wichtig, sogenannte Suchbegriffe - so und so oft zu verwenden. Die Zeiten sind vorbei und Google wird immer besser, Themen zu erkennen, zu gruppieren und einzuordnen.
Man kann bei Ihnen heraushören, dass Google viele Sachen erkennen kann. Google ist aber doch in erster Linie eine Maschine? Wie kann diese erkennen, ob nun eine Seite gut oder schlecht ist?
Da haben Sie vollkommen recht. Kann Sie auch nicht! Qualität kann bei Google nur in Zahlen ausgedrückt werden. So sammelt Google ja reichlich Nutzerdaten. Ein einfaches Beispiel ist die Auswertung der „Return to search“-Quote, also die Zahl, wie viele nach einem Webseitenbesuch wieder zu ihrer Suche zurückgekehrt sind. Ist diese bei Seiten sehr hoch, spricht das gegen eine gute Qualität. Werte wie Verweildauer, Seitenimpressionen und Absprungraten werden dabei von Google mit einbezogen. Ist die Verweildauer kurz, wurde der Artikel nicht gelesen. Ist die Absprungrate hoch aber die Verweildauer lang, ist der Nutzer wahrscheinlich zufrieden. Diese Daten werden vornehmlich über den Browser Chrome gesammelt. Wenn man bedenkt, dass dieser Browser einen Marktanteil von 50% besitzt, reicht das aus um darauf Entscheidungen zu treffen. Dazu kommt, dass solche Daten an anderen Stellen auch Verwendung finden.
An welcher Stelle kommen noch Nutzerdaten zum Einsatz?
Zum Einen, wie oben gesagt, zur Prüfung der Qualität von Webseiten – zum Anderen zur eigenen Qualitätssicherung. Denn auch intern zeigen Nutzersignale an, ob Sie mit den Suchergebnissen zufrieden sind. Da Google beispielsweise bei einer allgemeinen Suche wie „Auto“ keine guten Ergebnisse liefern kann, werden ja Hilfen wie Suchvorschläge oder das Anzeigen der Suchresultate während der Eingabe bereitgestellt. So werden die Nutzer angeleitet, eine spezifischere Suchanfrage zu stellen. Bei „Auto kaufen“ kann die Suchmaschine deutlich relevantere Informationen wie z.B. Händler bieten. Bei „Auto Versicherung“ können Sie Versicherungen sehen. Auto allein ist zu allgemein gehalten. Über die Nutzerdaten können Sie nun ermitteln, dass z.B. keine Ergebnisse geklickt wurden und eine neue Suche eingegeben wurde. Google lernt also aus dem Feedback der Nutzer. Das bringt uns auch zwangsläufig zu einer großen Algorithmus-Änderung aus dem Oktober 2015 – Rankbrain.
Was verbirgt sich hinter Google Rankbrain?
Google Rankbrain ist der Namen eines neuen Google Faktors der vor allem bei absolut neuen Suchanfragen zum Zuge kommt, von denen Google noch nichts wusste. Der Begriff „Auto“ wird natürlich sehr häufig genutzt und die Ergebnisse sind demnach kalkulierbar. Wie verhält es sich aber, wenn jemand „Augsburg Championsleague“ sucht? Nehmen wir an, diese Suchanfrage ist komplett neu. Hier muss Google nun versuchen, den Sinn dahinter zu verstehen. Dabei nutzt Google ein selbstlernendes System, das aus den Nutzerdaten ableitet, ob die Ergebnisse ein Erfolg oder Misserfolg waren. Rankbrain ist dabei das Mittel zum Zweck, Zusammenhänge, Semantik und andere Muster zu erkennen. Ähnlich verhält es sich auch bei der Sprachsuche.
Vielen Dank Herr Zeithaml! Da gibt es ja wieder einige Dinge, die man beachten muss. Danke für die Informationen.
Thomas Zeithaml, Geschäftsführer der SeoRatio GbR, ist Mitglied in unserem ExpertenRat.
Der ExpertenRat setzt sich zusammen aus ausgewählten Fachleuten unterschiedlicher Bereiche. Von Rechtsthemen wie Rechtsformwahl oder Patentanmeldung über Vertriebs- und Marketingfragen bis hin zur Unterstützung bei Förderung und Finanzierung bietet der Pool an etablierten und geprüften Experten für jedes Thema den richtigen Ansprechpartner.
Redaktion: Beate Sailer