Mittwoch, 24. April 2013 | News | Blog, Branchennews

Big Data – ein Thema für die IT-Abteilung oder das Management?

Das Thema Big Data betrifft inzwischen alle Wirtschaftszweige und Nutzer von digitalen Technologien. Es lässt sich einfach nicht mehr wegdenken aus unserem Leben. Das Fraunhofer Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS hat eine umfangreiche branchenübergreifende Untersuchung zum Innovationspotenzial von Big Data in der deutschen Wirtschaft durchgeführt. Die Analyse beantwortet Fragen nach Zielen und Chancen dieser Anwendungen.

Durch neue Technologien, leistungsfähigere Geräte können immer mehr Daten mit immer höherer Geschwindigkeit und in immer kürzeren Intervallen erhoben werden. Die meisten Unternehmen stehen nun vor der Herausforderung, dass sie immer größere Datenmengen speichern, verwalten und analysieren müssen, um sie für ihre Geschäftsprozesse optimal verwerten zu können. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie BMWi geförderte Projekt zum Innovationspotenzial von Big Data umfasst drei Säulen: eine internationale Recherche zum Umgang mit Big Data und konkreten Anwendungen, eine Online-Befragung sowie Workshops mit Experten unterschiedlicher Branchen. Im Ergebnis beantwortet die Untersuchung Fragen:

Welche Ziele können mit Big-Data-Anwendungen verfolgt werden?
Die wichtigsten in der Umfrage ermittelten Ziele sind Einsparung von Kosten, Steigerung der Umsätze, Erhöhung der Produktivität sowie eine datenbasierte Planung. Für einzelne Branchen zählt aber auch die Entwicklung neuer Produkte und die Erhöhung der Produkt- und Servicequalität dazu. Primäres Ziel der Nutzung von Big Data ist für alle befragten Unternehmen also die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Bei Banken und Versicherungen ist zudem die Erkennung von Compliance-Problemen, vornehmlich im Zusammenhang mit Betrugsversuchen, eines der wichtigsten Ziele der Nutzung von Big Data.

Was sind derzeit die Aufgabengebiete für Big Data-Anwendungen?
Die vom IAIS recherchierten Anwendungsfälle für Big Data dienen verschiedenen Aufgaben im Unternehmen. Typische Aufgaben sind Absatzprognose für Planung und Steuerung zu erstellen sowie das Marktmonitoring, um Verkaufschancen zu ermitteln. Aber auch vorausschauende Instandhaltung und die Entwicklung innovativer und verbesserter Produkte sind wichtige Aufgaben im Zusammenhang mit Big Data. Weiterhin wurden personalisierte Produktempfehlungen, Kündigerfrüherkennung, Mitarbeitergewinnung und die Erkennung von Attacken in diesem Zusammenhang genannt. Speziell bei Banken und Versicherungen geht es in erster Linie um finanzielle Risikoabschätzung und Betrugserkennung.

Ist Big Data eher ein Thema für die IT-Abteilung oder das Management?
Das hohe Interesse an Anwendungen im Bereich Marketing und Vertrieb sowie das Ziel der Wettbewerbssteigerung lässt die Untersuchung zu dem Schluss kommen, dass Big Data eher ein Management-Thema ist und weniger durch die IT dominiert wird. Mangels ausreichender interner Ressourcen sehen sich viele Unternehmen derzeit nicht optimal aufgestellt, in Bezug auf die Nutzung von Big Data. Gemäß der gemachten Angaben sollen jedoch mittelfristig die Ausstattung mit Personal und Budget für diesen Bereich deutlich steigen.

Die qualitative Analyse der Untersuchung zeigt, dass Big Data kein reines Technologie-, sondern vor allem ein Strategiethema ist. Um Produkt- und Serviceinnovationen auf Basis von Big Data hervorzubringen, benötigt man qualifiziertes Personal. Daher wird es für die jeweilige Unternehmensführung erforderlich sein, die notwendigen Schritte zum Aufbau der entsprechenden In-House-Expertise voranzutreiben. Wichtig ist es für die Unternehmensführung, die Chancen aber auch die kulturellen Herausforderungen (an) zu erkennen, stärker datengetrieben zu operieren sowie die Fähigkeit zur intelligenten Nutzung von Daten in Produkten und Services zu entwickeln und als Wettbewerbsvorteil zu nutzen.

Welche Chancen bietet die Nutzung von Big Data im Unternehmen?
Zusammenfassend ermittelt das Fraunhofer-Institut in seiner Studie drei große zentrale Chancen für den Einsatz von Big Data. Am Wichtigsten ist die effizientere Unternehmensführung durch Big Data, so könnten lernende Systeme durch automatisierte Abläufe für mehr Effizienz in Produktions- oder Unternehmensabläufen sorgen. Als zweites wird die Massenindividualisierung genannt. Bisher standardisierte Dienstleistungen können künftig auf die einzelnen Personen individualisiert werden, beispielsweise bei nutzungsbezogenen Versicherungsprodukten, individualisierter Unterhaltung oder vorausschauendem Service bei Maschinen. Als dritte Chance sieht die Studie intelligente Produkte durch Big Data. So werden künftig mehr Produkte und Maschinen mit eigener Big-Data-Intelligenz ausgestattet sein, um die ermittelten Daten direkt zu verarbeiten und auf entsprechende Informationen zu reagieren, sich auf Veränderungen einzustellen, selbst zu optimieren und technische Ausfälle vorauszusehen.

 

Quelle: Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS; Big Data - Vorsprung durch Wissen, Innovationspotenzialanalyse (www.iais.fraunhofer.de/bigdata)