Der Businessplan - das Resultat eines Prozesses
Es gibt eine ganze Reihe an Businessplan-Wettbewerben. Mit 36 Einreichungen erlebte der diesjährige Businessplan-Wettbewerb Schwaben die teilnehmerstärkste Runde seit 2002. Doch nicht jeder ist davon überzeugt, dass ein Businessplan tatsächlich hilfreich ist. Papier sei ja geduldig, man brauche so etwas nicht, es würde sowie auch ohne laufen, hört man da gern einmal. Wir haben mit Markus A. Schilling von BayStartUP darüber gesprochen, warum ein Businessplan von Vorteil ist.
Herr Schilling, warum sollten sich Gründer unbedingt des Themas Businessplan respektiv Businessplanning annehmen?
Der Businessplan ist ja nur das vorläufige Resultat eines ganzen Prozesses – dem Businessplanning: Welcher Zielgruppe biete ich welchen Kundennutzen mit welcher Lösung? Hat mein Angebot eine hohe Bedeutung für meine Zielgruppe und sind meine potenziellen Kunden auch bereit dafür Geld zu bezahlen? Wieviel kann ich für mein Angebot verlangen? Wie vertreibe ich meine Lösung möglichst effektiv? Ist mein Markt groß genug? Wieviel Kapital benötige ich für mein Vorhaben zu welchem Zeitpunkt? Diese und noch viele andere Fragen sollten schon früh beantwortet werden können. Aus all diesen Fragen kann ich ein Geschäftsmodell und letztlich eine Unternehmensstrategie entwickeln, die in einem Businessplan dargestellt und begründet wird. Dieses Vorgehen ist zielführender und verspricht mehr Erfolg – übrigens auch in Richtung Kapitalakquisition – als „einfach mal loslegen“.
Welche Detailtiefe empfehlen Sie, oder anders gefragt – welchen Umfang sollte ein Businessplan haben?
Der Businessplan ist das Resultat aus Hypothesen, Annahmen, viel Research und ersten Erfolgen oder Misserfolgen am Markt. Diese Ergebnisse sollten in den Businessplan: Wie und womit möchte ich Geld verdienen und warum habe ich mich gerade für diese Strategie entschieden? … Wir empfehlen maximal 30 Seiten oder ppt-Folien.
Sie haben schon viele Businesspläne gesehen. Auf welche Punkte legen Sie aber beispielsweise auch Investoren bei der Beurteilung ganz besonderen Wert?
Wenn Investoren Interesse an einer Geschäftsidee haben, dann beziehen sich die meisten Fragen erfahrungsgemäß auf die Vertriebsstrategie und die Vertriebskompetenz im Team. Viele Gründer haben hier Defizite. Vor allem bei IT-Geschäftsideen sollte detailliert aufgezeigt werden können, welche Vertriebsmaßnahmen nach welcher Zeit zu welchen Erfolgen führen werden und auch Kennzahlen wie Customer Acquisition Costs, Life Time Value, Churne Rate etc. sollten nachvollziehbar aufbereitet werden können. Viele Start-ups unterschätzen Vertriebszyklen und Vertriebskosten.
In welchen Abständen sollte ein Businessplan überarbeitet werden?
Ein Businessplan macht nur Sinn, wenn dieser als „flexibles Konstrukt“ betrachtet wird. Wichtige Learnings – z.B. auf der Markt-/Wettbewerbs- und Vertriebsseite sollten sofort im Businessplan berücksichtigt werden. Wenn ich den angestrebten Preis nicht erzielen kann oder wenn eventuell sogar ein höherer Preis von Kunden akzeptiert wird, hat dies direkte Auswirkungen auf meine Liquiditätsplanung oder auf mein Geschäftsmodell.
BayStartUP ist seit Jahren Ausrichter von Businessplanwettbewerben in Bayern. Aus Ihrer Erfahrung, wo liegen die häufigsten Fehler, die bei der Erstellung gemacht werden?
Oft werden die Markt-, Wettbewerbs- und Vertriebsaspekte für den Erfolg der Geschäftsidee unterschätzt und dementsprechend im Businessplan vernachlässigt. Diese Aspekte sind jedoch für zukünftige Umsätze und damit für den Unternehmenserfolg sehr wichtig.
Ihr ganz persönlicher Tipp für Gründer…
Auf jeden Fall die vielfältige Angebote für Gründer nutzen - angefangen von Informationsveranstaltungen, Bar-Camps bis hin zu Workshops und Wettbewerben – wenn man Augen und Ohren offen hält, kann man da einiges für sich herausholen. Und Gründer sollten so viel wie möglich Informationen sammeln über den Markt, ähnlich gelagerte Ideen aber auch, um aus den Erfahrung von anderen Start-ups zu lernen.
Die Teilnahme an Wettbewerben hat aus meiner Sicht einen großen Vorteil, man erhält ein kostenloses Feedback von Experten, wie belastbar die eigene Idee oder das eigene Business-Konzept ist. Im Falle einer Prämierung ist meist kostenlose PR dabei und die Preise sind in der Regel auch mit weitergehenden Unterstützungsleistungen kombiniert. Diese Chancen sollte sich keiner entgehen lassen. Am Ende ist es auch immer die gewonnene Erfahrung die zählt.
Vielen Dank Herr Schilling, für das Gespräch.
Die Fragen stellte Beate Sailer.