Die App „Lumis Wörterwelt“ setzt innovativen Zugang zum Lesenlernen für Kinder um.

Vor einem Jahr überzeugte das Augsburger Unternehmen NEULAND Software GmbH und das Münchner Unternehmen Scheimann & Team die Jury des „Innovationsprogramm für Geschäftsmodelle und Pionierlösungen (IGP)“, ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, mit der Entwicklung einer App für Leseanfänger. Diese setzt mit dem „Hörbaren Abschreiben“ ein innovatives Konzept um, mit der die Basisfertigkeiten des Lesens selbstständig, parallel zum Regelunterricht erlernt werden. Die App verknüpft die reale mit der virtuellen Welt durch die Transformation von Wortkarten in eine interaktive Handlung auf dem Tablet. NEULAND Software, Scheimann & Team und Elke Schröter, ehemals wissenschaftliche Assistentin am Grundschullehrstuhl der TU Berlin und Begründerin des „Hörbaren Abschreibens“, möchten damit im Sinne der Förderrichtline zur Verbesserung der Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit beitragen.

Seit Anfang November 2022 findet in der 1. Klasse einer Münchner Grundschule die Erprobung des Prototyps statt. Daran nehmen 12 Kinder teil, die von einer Lehramtsstudentin betreut werden. Besonders profitieren von „Lumis Wörterwelt“ Kinder aus sozial schwächeren Familien und aus Familien mit Migrationshintergrund, die von Schulstart an bereits einen Nachholbedarf an sprachlicher Förderung und schriftsprachlichen Begegnungen haben, im Vergleich zu Kindern mit ausgeprägter familiärer (Vor-)Leseumgebung. Die App simuliert die Lesesynthese durch „Hörbares Abschreiben“ als Lernen am Modell. Zwei Kinder arbeiten zusammen an einem Tablet mit Mikrofon (für das Vorlesen mittels Spracherkennung) und Kopfhörern. Die Kinder wählen sich aus einem Wortschatz von aktuell 200 Wörtern selbstbestimmt eine Wortkarte aus und scannen diese mit der Tabletkamera. Der Wortschatz ist in 13 Themen unterteilt, die zuvor in einer Befragung von 6 bis 7j. Kindern als „interessiert mich“ benannt wurden (z.B. Tiere, Sport, Abenteuer, Pferde). Auf diese Weise wird bei den Kindern von Anfang an ein Leseinteresse initiiert: Sie wollen wissen, was das Wort bedeutet. Durch das Scannen erscheinen nur die Grapheme auf dem Tabletscreen, die in dem Wort enthalten sind. Ein Kind schreibt dann das Wort von der Wortkarte ab. Die jeweils entstehenden Wortsequenzen werden den Kindern als Modell der Lesesynthese sukzessive vorgelesen. Schließlich lesen die Kinder selbst das entstandene Wort mittels Mikrofons vor. Gelingt das, erhalten sie ein „Token“ (einen Schluck Zaubertrank). Ist die Zaubertrankflasche hinreichend gefüllt, bekommen die Kinder Zugang zum „Zauberschloss“ und können sich durch den Zaubertrank Hilfe holen, wenn sie im Schloss Türen öffnen müssen, die durch Codewörter verschlossen sind und vorgelesen werden müssen (serious-game Prinzip). Schließlich finden sie die Zauberkugel und gewinnen hier durch das erfolgreiche Vorlesen von Wörtern passende Sticker, die sie in ihr Stickerheft einkleben. Auf diese Weise wird abschließend die semantische Ebene durch die Verknüpfung zwischen Wort und Bild gesichert.

 

„Lumis Wörterwelt“ wendet sich insbesondere auch an die 20 % der Kinder in den 4. Klassen der Grundschule, die nach Studienlage die geforderten Lesefähigkeiten nur ungenügend beherrschen. Und das, weil schon die Basisfähigkeit des Lesens – das Decodieren von Wörtern – zu Beginn des Lesenlernens nicht nachhaltig automatisiert werden konnte. Diese Kinder müssen bereits im Anfangsunterricht der 1. Klasse individualisiert gefördert werden. Die App bietet den Kindern im Erstleseunterricht mit dem innovativen Zugang „Hörbares Abschreiben“ und der Integration in ein serious-game von Anfang an das Erleben von „eigenem Nutzen“ und „Lesespaß“ verbunden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit von Leselernerfolg. Das verstehen wir unter mehr Chancengleichheit in der Schule von Anfang an.

 

Im nächsten Jahr soll „Lumis Wörterwelt“ optimiert und gelauncht werden. Rechtzeitig vor dem nächsten Schuljahresstart soll die App in interessierten Schulen und Bildungsinstitutionen der Bundesländer vorgestellt werden. Weitere Schulerprobungen sollen initiiert werden.

 

Mit dem Innovationsprogramm für Geschäftsmodelle und Pionierlösungen (IGP) erweiterte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) 2019 den Fokus seiner Innovationsförderung auf marktnahe nichttechnische Innovationen. Dabei können bei den vom IGP unterstützten Innovationsprojekten und -netzwerken zwar neue Technologien eine große Rolle spielen, das ist jedoch nicht zwingend erforderlich; wichtig ist vielmehr die Neuartigkeit der Problemlösung. Damit eröffnete das IGP einer großen Bandbreite an neuen Ideen in verschiedenen Zukunftsfeldern Realisierungschancen. Der Förderaufruf des IGP, an dem NEULAND Software GmbH und Scheimann & Team teilgenommen haben, zielte auf Innovationen im Bereich Bildung und Informationszugang ab, mit dem Aspekt „social impact“.

 

Bei Fragen oder weitergehendem Interesse wenden Sie sich gerne an Gerd Scheimann von Scheimann & Team unter gerd@scheimann.de.

 

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