Freitag, 02. Dezember 2016 | News | Blog, Mitgliedernews

Ein echter Mehrwert für die Universitätsmedizin in Bayern und Deutschland

Die Universität Augsburg feiert die zum 1. Dezember 2016 in Kraft getretene Gründung ihrer (achten) Medizinischen Fakultät. Mit Umweltmedizin und Medizininformatik sollen wegweisende Schwerpunkte gesetzt sowie die Stärken der Region mit den Megatrends unserer Zeit verknüpft werden.

"Die Gründung der medizinischen Fakultät als achte Fakultät der Universität Augsburg ist ein Meilenstein, nicht nur auf dem Weg zur Verwirklichung des Jahrhundertprojekts Uniklinikum Augsburg. Augsburg schafft dadurch echten Mehrwert für die Universitätsmedizin in Bayern und Deutschland. Mit Umweltmedizin und Medizininformatik setzen wir wegweisende Schwerpunkte und verknüpfen die Stärken der Region mit den Megatrends unserer Zeit." Dies sagte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer heute in seiner Festansprache vor den über 650 Gästen, die am Festakt zur Gründung der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg teilnahmen.

Gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten war auch Bayerns Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle zum feierlichen Auftakt der als Jahrhundertprojekt apostrophierten Augsburger Universitätsmedizin an die sechstgrößte Universität des Freistaats gekommen. Deren neu errichtete Medizinische Fakultät, sagte er, "wird in der Ausbildung angehender Ärztinnen und Ärztinnen eine wichtige Rolle spielen. Der geplante Modellstudiengang zielt auf eine frühzeitige und intensive Verzahnung von Theorie und Praxis. Bayern kann seine Bedeutung als Medizinstandort mit dann sechs sehr leistungsstarken medizinischen Fakultäten innerhalb Deutschlands signifikant ausbauen." Minister Spaenle dankte der Universität Augsburg für deren enorme Anstrengungen bei der Entwicklung des wissenschaftlichen Konzeptes, das vom Wissenschaftsrat hervorragend beurteilt wurde.“
 
Gemeinsam mit der Präsidentin der Universität Augsburg, Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel, und mit Expertinnen und Experten aus der medizinischen Forschung und Praxis diskutierte der Wissenschaftsminister beim Festakt die Perspektiven der Augsburger Universitätsmedizin. Dem ihr zugrundeliegenden Forschungs- und Lehrkonzept hatte der Wissenschaftsrat am 8. Juli 2016 einstimmig zugestimmt, um damit den Weg freizumachen für die vom Freistaat Bayern ein Dreivierteljahr zuvor beantragte Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg und damit auch für die Umwandlung des kommunalen Klinikums Augsburg in eine Universitätsklinik in staatlicher Trägerschaft.
 
„Environmental Health Sciences“ und „Medical Information Sciences"
 
Als Schwerpunkte, die in ihrer Kombination der neuen Fakultät ihr spezifisches Profil geben werden, sieht das Forschungskonzept die Bereiche „Environmental Health Sciences“ (Umweltmedizin) und „Medical Information Sciences“ (Medizininformatik) vor. In der Kombination beider Schwerpunkte sieht der Wissenschaftsrat ein Alleinstellungsmerkmal mit dem Potential für eine überregionale Bedeutung des Medizinstandortes Augsburg, der sich damit zugleich komplementär in des Gesamtprofil der medizinischen Forschungslandschaft in Bayern und Deutschland einfügt. Mit beiden Schwerpunkten setzt das Forschungsprogramm konsequent auf bereits bestehende Strukturen, Institutionen und Kooperationen der Universität.
 
Umweltmedizin: Fragen, die den Menschen im Kern seiner Existenz betreffen
 
"Wir sind der festen Überzeugung", so Präsidentin Doering-Manteuffel in ihrer Begrüßung, "dass wir dazu beitragen werden, Antworten auf drängende Fragen zu finden, die den Menschen im Kern seiner Existenz betreffen. Wir werden uns bei der Entstehung von Krankheiten mit Ursachenforschung befassen, vor allem mit Ursachen, die in unserer natürlichen und künstlichen Umwelt liegen. Der Mensch hat seit dem Aufbruch in das Industriezeitalter Spuren in der Natur hinterlassen, die uns heute krank machen", sagte sie mit Blick auf die Umweltmedizin.
 
Medizininformatik: Sprung in das nächste Zeitalter der medizinischen Datenverarbeitung
 
Beim zweiten Schwerpunkt, den Medical Information Sciences, gehe es um den intelligenten Umgang mit großen und heterogenen Datenmengen, die modelliert, analysiert und in alle Zweige des Gesundheitssystems wieder eingespeist werden müssen. "Wir erhoffen uns nicht mehr und nicht weniger als einen Sprung in das nächste Zeitalter der medizinischen Datenverarbeitung. Datengestützte Entscheidungen sind ein großes Potential. Sie werden in der Medizin mehr bewirken, als uns heute bewusst ist. Darum machen wir das", so Doering-Manteuffel.
 
Modellstudiengang: Es muss um das Wohl des Patienten gehen
 
Auch Lehre und Ausbildung an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg werden wegweisenden Charakter haben. Der auf Evaluationsergebnissen des Wissenschaftsrats aufbauende Modellstudiengang orientiert sich primär an den ärztlichen Rollen bzw. an den Kompetenzen, die von diesen Rollen verlangt werden. Dementsprechend erfolgt die Vermittlung der Studieninhalte größtenteils fachübergreifend und themen- bzw. organzentriert. Zweites Merkmal ist eine stärkere Verschränkung der vorklinischen und der klinischen Phase des Studiums. Die Studierenden sollen von Beginn an auch mit klinischen Inhalten vertraut gemacht werden, sie sollen in einem frühen Stadium ihres Studiums bereits Einblick in die medizinisch-klinische Praxis gewinnen und die Möglichkeit haben, sich bei der Begleitung der Arbeit erfahrener Ärztinnen und Ärzte frühzeitig Kompetenzen im Umgang mit Patientinnen und Patienten anzueignen. Doering-Manteuffel: "Es muss um das Wohl der Patienten gehen, um nichts anderes. Mit unserem Modellstudiengang bilden wir eine neue Generation von Ärzten aus, die früh an Patienten herangeführt wird. Man muss doch als junger Mensch wissen, was ein solcher Beruf bedeutet!"
 
Drei Jahre intensivster konzeptioneller Arbeit
 
Die Gründung der Medizinischen Fakultät markiert den außergewöhnlichen Erfolg einer dreijährigen höchst intensiven konzeptionellen Arbeit. Sie begann mit dem 22. November 2013, als Ministerpräsident Seehofer in seiner Regierungserklärung ankündigte, aus dem Klinikum Augsburg bis 2018 ein Universitätsklinikum zu machen sowie die Lehr- und Forschungsflächen einer Medizinischen Fakultät und die laufenden Kosten von Forschung und Lehre zu sichern .
 
Hut ab!
 
Im Rückblick auf diese drei Jahre dankte Präsidentin Doering-Manteuffel allen, die sich mit außergewöhnlichem Engagement hochkompetent und unbeirrt dafür eingesetzt haben, "diese Chance sondergleichen, diesen Glücksfall par excellence" erfolgreich für die Universität Augsburg und die Region zu nutzen. "Ich bin", sagte sie, "in den vergangenen Jahren sehr häufig auf die Universitätsmedizin angesprochen worden. Zunächst vehement ablehnend, dann zögernd zustimmend, dann offen bewundernd. Ich bin gefragt worden, welcher Teufel uns als Universität geritten hat, den Aufbau einer medizinischen Fakultät überhaupt nur in Erwägung zu ziehen. Ich bin darauf hingewiesen worden, dass dies unter keinen Umständen zu schaffen sei. In ganz Deutschland hielt man diese Entscheidung für den Beweis, dass man die Bayern keine fünf Minuten allein lassen darf. Aber zum Schluss hat es von allen Seiten geheißen: Hut ab!"