Entwickler, Protagonisten und Anwender kommen zusammen
Am Wochenende dreht sich an der Fakultät für Informatik der Hochschule Augsburg alles um Linux, Oldtimer-Rechner und alte Programmiersprachen. In der Fakultät für Informatik an der Hochschule Augsburg können vom 14. bis 17. April nicht nur Studierende und Lehrende, sondern auch externe Besucher ein geballtes Veranstaltungsprogramm nutzen.
Computer der 1970er und 80er Jahre sind auf der RETROpulsiv 7.0 samstags und sonntags zum Greifen nah: Commodore 64, Schneider CPC oder Amiga und Atari ST – hier werden die Uhren zurückgedreht. Diese Zeit, in der die Welt der Computer vielfältig war und die begrenzten technischen Möglichkeiten ein hohes Maß an Kreativität förderten, wird mittlerweile zum siebten Mal in Folge auf der RETROpulsiv an der Hochschule Augsburg zum Leben erweckt. Der Treffpunkt für alle Freunde des Retro-Computings ist auf dem Campus am Roten Tor in den Räumen J 1.19, J 2.18 und J 3.19. Geöffnet ist am Samstag, 16. April von 10 bis 23 Uhr und am Sonntag, 17. April von 10 bis 17 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist frei.
Treffpunkt für Computerarchäologen und Computer-Oldtimer-Freunde
Die RETROpulsiv ist eine Veranstaltung von Studierenden für Studierende der Hochschule Augsburg sowie des Vereins zum Erhalt klassischer Computer e.V.. Prof. Dr.-Ing. Thorsten Schöler erklärt: „Nicht zuletzt durch die hochkarätigen Vorträge der Computerarchäologen und -detektive Dirk Kahnert (DDR-Rechner) und Norbert Kehrer (BTX-Decoder und alte Atari-Spiele) wird die RETROpulsiv wieder ein spannendes Treffen für Computer-Oldtimer-Freunde. Die zahlreichen funktionstüchtigen Rechner aus der Blütezeit des Home Computings laden zum Mitmachen und Ausprobieren ein. Besucher können beispielsweise ein Apple-Localtalk-Netzwerk und UNIX und NextStep auf verschiedenen alten Workstations ausprobieren sowie viele neue Entwicklungen auf alten Rechnern entdecken.“
15. Augsburger Linux-Infotag
Parallel zur RETROpulsiv bietet der 15. Augsburger Linux-Infotag am Samstag, 16. April alles rund um Linux, Open-Source-Software und Hacking. Inzwischen ist der Augsburger Linux-Infotag zu einer der traditionsreichsten Veranstaltungen in Süddeutschland rund um Linux und andere Open-Source-Software geworden. Es besteht die Möglichkeit, LPIC-Prüfungen abzulegen – voraussichtlich um 12 Uhr und um 14 Uhr. Ingo Blechschmidt, Vorstand der Linux User Group Augsburg e.V., sagt: „Auf dem Linux-Infotag können sich Neulinge einen Überblick über die Anwendungsmöglichkeiten von Linux und Open-Source-Software verschaffen und fortgeschrittene Nutzer können sich durch den Einblick in neue Entwicklungen inspirieren lassen.
Projektstände bieten die Möglichkeit zum direkten Kontakt zwischen Entwicklern, Protagonisten und Anwendern. Außerdem wird der Bogen zu allgemeineren Themen wie Kunst und digitale Gesellschaft gespannt.“ Der Linux-Infotag bietet Vorträge und Informationsstände rund um die freie und sichere Windows-Alternative Linux sowie um unsere digitale Gesellschaft. Auf dem Programm steht auch ein Workshop für Schüler zum Thema Mail-Verschlüsselung: „Welche Daten verschickt eigentlich mein Browser?“. Der Eintritt zum Linux-Infotag ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Das vollständige Programm finden Interessierte unter: www.luga.de/Aktionen/LIT-2016/
Alternatives Betriebssystem
Linux ist eine Alternative zu Microsoft Windows und Apple Mac OS X, hinter der keine einzelne Firma, sondern in erster Linie freiwillige Entwicklerinnen und Entwickler auf der ganzen Welt stehen. Ein wichtiges Augenmerk liege bei Linux auf Schnelligkeit und Sicherheit: Linux läuft auch auf älteren Computern und Laptops noch flott, und Viren und Würmer sind für Linux eine akademische Kuriosität. Anders als das als „Datenkrake“ in Verruf geratene Windows 10 schütze Linux die Privatsphäre seiner Anwenderinnen und Anwender, so Blechschmidt. Linux ist kostenlos, frei verteilbar und bietet eine umfangreiche Sammlung ebenfalls freier Programme für Internet, Büro, Multimedia und Bildung.
Eröffnungsvortrag von Katharina Nocun
Der Eröffnungsvortrag wird von Katharina Nocun gehalten. Sie ist eine ist eine deutsch-polnische Politikerin, Netzaktivistin und Bloggerin. Nocun war von Mai bis November 2013 politische Geschäftsführerin der Piratenpartei Deutschland und leitete bei Campact e.V. unter anderem die Kampagne „Schutz für Edward Snowden in Deutschland“. Seit März arbeitet sie als Campaignerin für Wikimedia Deutschland. Laut Nocun werde viel zu selten darüber gesprochen, warum freie Software die Welt retten könne; warum es nach Snowden umso wichtiger sei, sich in dieser starken Gemeinschaft einzubringen und warum wir den großen Konzernen nicht die kritische Infrastruktur der vernetzten Zukunft überlassen dürften. Nocun erklärt: „Während andere aus finanziellen Gründen Patent- und Standardisierungskriege anzetteln, arbeiten wir an einem kompatiblen alternativen Ökosystem. Ein Ökosystem, das den Nutzern wieder die Kontrolle über die Technik zurückgibt, die Einzug nimmt in immer mehr Bereiche unseres Lebens. Diese Bewegung kann aus Kooperation nur gewinnen. Kooperation untereinander. Aber auch mit gesellschaftlichen Akteuren. Viel zu selten wird darüber gesprochen, warum Freie Software auch ein politisches Werkzeug ist.“
Organisiert wird der Linux-Infotag seit 2001 von der Hochschule Augsburg und der Linux User Group Augsburg (LUGA) e.V. und zählt mit regelmäßig mehr als 350 BesucherInnen zu den ältesten und größten Linux-Veranstaltungen im süddeutschen Raum.
Forth User Treffen
Bereits am Donnerstag, 14. April startet das Forth User Treffen in den Räumen J 4.06, J 4.13 und J 4.19 statt der Fakultät für Informatik. Das Jahrestreffen der Forth Gesellschaft e.V. findet zeitgleich mit der RETROpulsiv und dem Linux-Infotag statt. Die Forth Gesellschaft ist ein gemeinnütziger Verein, der sich mit der Pflege und der Verbreitung der Programmiersprache Forth befasst. Dafür führt der Verein Schulungen und Projekte durch und vermittelt Unterstützung und Dokumentation. „Die Sprache Forth stammt aus der Frühzeit der Informatik. Sie ist klein und in vielerlei Hinsicht einfach gehalten. Dafür ist sie in hohem Maß portierbar und es gibt Realisierungen für sehr viele Prozessoren und Kontroller bis hin zu Forth-Maschinen im Field Programmable Gate Array (FPGA), erklärt Forth-Mitglied Erich Wälde.
Synergieeffekte nutzbar machen
Durch die am gleichen Ort stattfindende RETROpulsiv könnten sich interessante Begegnungen und Zusammenarbeiten ergeben. So mancher boot-loader eines alten Schätzchens sei in Wirklichkeit ein Forth-System. Darüber hinaus biete Forth interessante Sprachkonzepte, die Informatikern jeder Ausbildungs- und Erfahrungsstufe nützlich sein könnten. Forth sei dabei nicht auf Mikrocontroller beschränkt. Die Anfänge von BitCoin wurden in Forth realisiert, das Programm CarrierIQ sei in Forth realisiert und die Steuerung des Kometenlanders Philae ebenfalls. Alle Vorträge und Workshops sind öffentlich. Ausführliche Informationen: www.forth-ev.de.