Mittwoch, 05. Januar 2011 | News | Blog, Branchennews

Expertengespräch: WISSE – Interdisziplinäres Netzwerk fördert Wissensaustausch zum Thema Software Engineering

Bei der Kick-off Veranstaltung am 23.11.2010 an der Universität zeigten 35 Vertreter von Unternehmen und Wissenschaft lebhaftes Interesse am Wissensnetzwerk Software und Systems Engineering (WISSE).

 

kit e.V. und das Institut für Software und Systems Engineering der Universität Augsburg starten das Wissenstransfer-Projekt für junge, kleine und mittlere Unternehmen. Weitere Partner sind die IT-Regionalinitiativen NIK e.V. (Nürnberg), ROSIK e.V. (Rosenheim)und das IT-Cluster Oberfranken e.V. (Bamberg). WISSE findet im Rahmen der Cluster-Initiative BICC-NET statt, das vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Technologie und Verkehr gefördert wird.

 

 

Prof. Dr. Bernhard Bauer

Prof. Bauer, einer der Hauptinitiatoren und fachlicher Leiter fasst im Interview die Schwerpunkte und die Zielsetzung des Netzwerks zusammen:

 

Herr Prof. Bauer, die Auftaktveranstaltung zum Wissensnetzwerk Software Engineering war ein voller Erfolg. Was hat Sie bzw. die kit Arbeitsgruppe dazu veranlasst, dieses Projekt zu initiieren?

Nach einer Veranstaltung zum Themengebiet Agile Entwicklung im aiti-Park 2009 kristallisierte sich heraus, dass seitens der Unternehmen und innerhalb der einzelnen Netzwerke Interesse an der Förderung technischer Themen besteht. Dieses rege Interesse und die Tatsache, dass wir mit den bayerischen IT-Netzwerken engen Kontakt pflegen, hat uns dazu veranlasst WISSE zu initiieren und damit kein weiteres Skills-Thema, sondern ein sehr spezifisches Thema als Projektschwerpunkt zu wählen.

 

Welche Ziele verfolgt WISSE und an wen genau richtet sich das Netzwerk?

Ziel dieses fachspezifischen Netzwerks ist es, einen Kreis von Fachleuten und Experten zu schaffen, die sich durch Wissensaustausch, Diskussion und Evaluation gegenseitig unterstützen. In Form von Know-how-Transfer, Best Practice Beispielen und Foren wollen wir besonders junge und mittelständische Unternehmen in unserer Region und ganz Bayern unterstützen. Auf diese Weise bieten wir diesen Unternehmen, denen es oftmals an Methodik und Technologien für die Entwicklung qualitativ hochwertiger Software mangelt, Know-How-Transfer an. Zudem möchten wir mit dem Projekt die Vernetzung der einzelnen Unternehmen fördern und Anstoß für eventuelle Kooperationen und gemeinsame Projekte geben.

Wir sprechen mit WISSE primär Unternehmer sowie Vertreter aus Forschung und Lehre an.  Ingenieure, Entwickler, Techniker, IT-Professionals, Experten aus Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter arbeiten gemeinsam am Erfolg des Wissensnetzwerks.

 

Bei der Auftaktveranstaltung wurden die Themenfelder Agile Methoden der Softwareentwicklung, Dokumentation, Modellierung und Spezifikation und Testing festgelegt. Warum sind gerade diese Bereiche Ihrer Meinung nach besonders wichtig für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit mittlerer Unternehmen?

Agile Methoden sind momentan in aller Munde. Leider wird dieser Begriff als Verteidigungsstrategie für „chaotische“ Entwicklung verwendet. Ziel wird es sein, fundiert die Thematik zu betrachten, den Mehrwert herauszuarbeiten und einen Weg aufzuzeigen wie agile Methoden auch in klassischen Entwicklungsprozessen gewinnbringend eingesetzt werden können.


Dokumentation von Software wird oft vernachlässigt. Wenn man sich aber die heutige Lebensdauer von IT-Systemen anschaut, nämlich im Schnitt 10-15 Jahre, im Avionik-Umfeld auch mal 60-70 Jahre, oder die Laufzeit von Kraftwerken, wird schnell klar, dass gute Dokumentation ein wichtiger Schritt für die Wartbarkeit von Systemen darstellt.


Modellierung gewinnt in mehrfacher Hinsicht immer mehr an Bedeutung. Erstens kann man die Komplexität heutiger Systeme nur durch Modelle in den Griff bekommen, Stichwort: Software Architekturen, „Big Picture“. Zweitens existieren mittlerweile sehr gute Ansätze um aus Modellen Code zu generieren. Drittens dienen Modelle wieder zur Dokumentation des Systems, können aber auch die Basis für Testgenerierung oder Systemanalysen sein. Die Liste könnte man noch fast beliebig verlängern.


Wer sich schon über die Qualität „seiner“ Software geärgert hat, weiß wie wichtig gute Software ist.  Da man aus Kostengründen nicht die gesamte Software verifizieren kann, sind Tests DAS Mittel um die Qualität der Software sicherzustellen. Hier gibt es genügend Spielräume um diese wichtige Phase in der Softwareentwicklung zu verbessern.


Die Auftaktveranstaltung zu diesem zielgruppenorientierten Projekt hat laut Resonanz der Teilnehmer großes Interesse geweckt. Wie sehen die nächsten Schritte aus und inwiefern können Unternehmen daran teilhaben?

Das positive Feedback und Interesse der Teilnehmer aus unserem Wirtschaftsraum und ganz Bayern zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Nun, da im Workshop die Themenschwerpunkte gemeinsam erarbeitet wurden, liegt es an uns, der kitTransfer Arbeitsgruppe, einen Aktivitätenplan für 2011 festzulegen. Bereits am 11. Januar 2011 findet ein zweites Treffen bei der Baramundi Software AG im Glaspalast Augsburg statt. Dabei werden wir uns intensiv dem Thema Scrum widmen.


An einer Mitarbeit interessierte Unternehmen können sich mit einer E-Mail an info@kit-network.de für aktuelle Informationen zum Projekt und die Veranstaltung am 11. Januar anmelden.

 

Über Prof. Bernhard Bauer:

Bernhard Bauer promovierte nach seinem Diplominformatikstudium in Passau an der TU München. Anschließend arbeitete er sechs Jahre in der zentralen Forschungsabte der Siemens AG. Seit 2003 hat er die Professur für Programmierung verteilter Systeme an der Universität Augsburg inne. Die Forschungsschwerpunkte seiner Gruppe liegen dabei auf Software und Systems-Engineering verteilter Systeme, sowie auf selbst-adaptiven und selbstorganisierenden Systemen. Er ist u.a. Gutachter für die Europäische Kommission in den Bereichen Grid und Cloud Computing, sowie Service-Orientierung.

 

Weitere Informationen zu WISSE erhalten Sie unter www.kit-network.de