Finanzierung im Unternehmen „richtig anpacken“
Beim Unternehmerabend Sonthofen gab Norbert Meinl, Geschäftsführer der Quantum Plus GmbH & Co. KG, einen Überblick über die Vielfalt der Finanzierungsalternativen und viele Praxistipps zur Gestaltung eines erfolgreichen Finanzierungsprozesses. Wir sprachen mit Norbert Meinl über seine Erfahrungen und die gegenwärtige „Stimmung“ auf Seiten der Unternehmer und Finanzierer.
Herr Meinl, beim Unternehmerabend in Sonthofen stellten Sie bereits zu Beginn die Frage in den Raum „Krise vorbei – Finanzierung kein Problem?“. Wie würden Sie diese – Ihrer Erfahrung nach und anhand der Teilnehmerstimmen des Unternehmerabends – beantworten?
Derzeit finden wir ein sehr heterogenes Bild vor, das zeigt im Übrigen auch die kürzlich durchgeführte Befragung von 22.000 Unternehmen des DIHK über die IHKs. Insbesondere große Firmen haben ausreichend liquide Mittel und einen guten Zugang zum Kapitalmarkt. Kleine und mittlere Unternehmen sowie Gründungen finden aktuell eher weiter erschwerte Finanzierungsbedingungen vor. Bei vielen hat die Wirtschaftskrise deutlich am Finanzpolster und am Eigenkapital gezehrt und nun kommt mit dem Aufschwung neuer Finanzierungsbedarf für Aufträge, Warenbestände und Investitionen noch hinzu.
Wie erklären Sie sich diese Aussagen der Unternehmer und Existenzgründer mit Kapitalbedarf– ist in den aktuellen Medien doch von „Aufschwung im Mittelstand“ und „Stimmung auf Rekord-Hoch“ die Rede.
Seitens der Banken sind Bereitschaft und Angebot derzeit absolut gegeben - sie wollen und müssen ja ihre Mittel schließlich investieren. Allerdings wird sehr kritisch geprüft und auch die verschärften Anforderungen aus dem angekündigten Basel-III-Reformpaket zeigen erste Auswirkungen. Gerade Firmen mit relativ niedriger Eigenkapitalausstattung bekommen dies zunehmend zu spüren. Auch das Erfüllen formaler Anforderungen stellt vielfach noch eine beschwerliche Hürde dar. Mancher Unternehmer fühlt sich da wie unter einem Obstbaum, an dem zwar jede Menge Früchte hängen, ihm aber das Pflücken mangels Leiter nur mit großer Anstrengung gelingen kann.
Der Kapitalbedarf ist erkannt, der Unternehmer hat die Entscheidung getroffen, auf Finanzierer zuzugehen – wie sollte er sich vorbreiten?
Zunächst sollte Klarheit darüber geschaffen werden, welche Finanzierungsform bzw. Finanzierungsinstrumente für das Vorhaben geeignet und vor dem Hintergrund der erwarteten Unternehmensentwicklung sinnvoll sind. Dabei gilt es sich mit den Bedingungen und Eigenheiten des Angebots auseinanderzusetzen. Man sollte aber unbedingt auch auf eine Ausgewogenheit der Bilanzstruktur des Unternehmens in der seiner Planung achten. Dann erst steht die Frage an, wer kommt als Kapital- oder Kreditgeber in Frage. Für erste Gespräche gilt es Unterlagen und Informationen bereitzustellen und sich bereits im Vorfeld mit Fragen zu befassen, auf die spätestens im Gespräch eine schlüssige und überzeugende Antwort gefunden sein muss. Entsprechende Checklisten wie auch Muster für Planungen und Berechnungen sind hierbei hilfreich einsetzbar.

Unternehmerabend Sonthofen: Veranstalter und Referent Norbert Meinl
Kreditfinanzierung durch Banken, Beteiligungskapital, Mezzanine und Fördermittel – es gibt eine Vielzahl von Finanzierungsformen. Woher weiß man, welche in der gegenwärtigen Unternehmensphase oder -situation die passende ist?
Alle diese Formen haben sehr spezifische Merkmale. Denken Sie an das Erfordernis von Sicherheiten bei Krediten, den Anspruch von Informations-, oder auch Mitspracherechten bei einer Beteiligung des Kapitalgebers am Risiko. Entsprechend unterschiedlich sind eben auch Rechte, Pflichten sowie die Kosten der jeweiligen Finanzierung. Da lohnt es in jedem Fall, zunächst sich genau über diese Merkmale zu informieren und zu überlegen, welche Anforderungen man erfüllen kann und vor allem auch will. Das ist ein ganz wichtiger Teil der Vorbereitung. Denn so kann man unnötige Gesprächsrunden, Zeitverluste und Enttäuschungen im Finanzierungsprozess vermeiden.
Wie und wo können sich Unternehmer und Existenzgründer individuell und auch branchenbezogen über Finanzierungformen, Finanzierungswege und notwendige Vorbereitungen für den Finanzierungsprozess informieren?
Gutes Informationsmaterial stellen zum Beispiel die Internetportale des Bundesministerium für Wirtschaft oder der Förderbanken zur Verfügung, auch die Industrie- und Handelskammern und Einrichtungen wie Gründerzentren wie der aiti-Park und Businessplanwettbewerbe geben Auskunft und Rat. Je größer und spezieller das Finanzierungsvorhaben ist, desto mehr wird sich das Hinzuziehen eines Beraters lohnen, der Materie drin steckt und neutral ist. Er kann auch durch die Vermittlung von Kontakten, bei der Erstellung von Unterlagen und in Verhandlungen wertvolle Unterstützung leisten. Generell gilt: Wenn Sie sich Informationen direkt beim Finanzierer holen, haben Sie den Vorteil, dass Sie sein Angebot und seine Erwartungen ganz genau kennenlernen. Dennoch sollten Sie es tunlichst nicht versäumen, sich vorher schon zu informieren und anschließend auch Alternativen anzuschauen. Sie werden erkennen, dass es deutliche Unterschiede gibt, die für Ihren Erfolg spielentscheidend sein können.
Norbert Meinl (Quantum Plus GmbH & Co. KG) war jahrelang in kaufmännischen Leitungsfunktionen von Unternehmen tätig, die sich in Aufbau-, Wachstums- oder auch Restrukturierungsphasen befanden. Seit fast zehn Jahren berät er Firmen u. a. bei der Entwicklung ihrer Strategien und dafür notwendiger Finanzierungen. Dabei fungiert er oftmals auch als Bindeglied und „Kommunikator“ zwischen Kapitalgeber und Unternehmen.

Eine Übersicht über Förder- und Finazierungsmöglichkeiten für technologieorientierte Start-Ups erhalten Sie hier auf dem aiti-Portal.