Gründerteams schlagkräftig aufbauen - Nachbericht
Rund 60 Teilnehmer verfolgten die drei spannenden Vorträge beim 56. Gründerabend, der dieses Mal an der Hochschule Augsburg stattfand. Das Themenspektrum des Abends war sehr breit von Informationen zum Gründerwettbewerb IKT innovativ, Empfehlungen zum Aufbau fairer Gehaltsstrukturen mit variabler Leistungsvergütung im Unternehmen bis hin zum Praxisbericht über die Herausforderungen beim Teamaufbau und der Internationalisierung eines Unternehmens.
Wettbewerb der innovativsten Lösungen
Informations- und Kommunikationstechnologien bilden in fast allen Anwendungsbereichen wichtige Ausgangspunkte für Produktinnovationen und neue Dienstleistungen. Mit rund 222 Mrd. Euro Um-satz gehört die IKT-Industrie zu den führenden Wirtschaftszweigen in Deutschland. Doch es werden noch weitere innovative Unternehmensgründungen auf der Grundlage von IKT-Konzepten benötigt. Das Ziel des Gründerwettbewerbs ist es, das vorhandene Potenzial stärker auszuschöpfen und die Zahl an IKT-basierten Unternehmensgründungen in Deutschland weiter zu steigern. Der Gründerwettbewerb IKT-innovativ wird so zum Wettbewerb der innovativsten Lösungen mit Potential für tragfähige Unternehmenskonzepte. Bei der Bewertung der eingereichten Konzepte spielen der Innovationsgrad der Gründungsidee, das Marktpotential und die Wettbewerbsfähigkeit des Produkts bzw. der Dienstleistung, die Umsetzbarkeit des Gründungskonzeptes sowie die Qualifikationen und Erfahrungen des Teilnehmers bzw. des Teams eine große Rolle, so Wolfram Groß von der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH.
Mitmachen lohnt sich
Am Ende winken Preisgelder in Höhe von bis zu 30.000 Euro. Zudem erhalten alle Preisträger ein auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmtes umfangreiches Coaching- und Qualifizierungsprogramm in Form von Strategieworkshops, Unterstützung durch Experten aus dem bundesweiten Coaching-Netzwerk sowie Seminare zu Themen wie Kommunikation, Onlinemarketing, rechtliche Aspekte der Unternehmensführung. Auch bei der Akquisition von Finanzmitteln zur Umsetzung der Geschäftsidee erhalten die Preisträger Unterstützung und Begleitung.
Eine Teilnahme lohnt sich in jedem Fall, so Wolfram Groß, denn jeder Teilnehmer erhält ein aus-führliches Feedback. Wer beim ersten Anlauf keinen Erfolg landet, kann es auch in einer weiteren Rund versuchen. Denn eine erneute Teilnahme mit einem überarbeiteten Konzept ist ausdrücklich erwünscht. Maximal drei Versuche sind möglich. Bewerbungstermine sind jeweils der 31. Mai und der 30. November.
Die Zukunft im Auge behalten
Die wohl größte Herausforderung für junge Firmen besteht im Aufbau eines schlagkräftigen Teams. Um das Recruiting und die Bindung geeigneter Mitarbeiter nicht zur Stolperfalle werden zu lassen, sollten sich Start-ups auch frühzeitig mit diesem Thema beschäftigen. Stefan Fritz, Unternehmensberater und geschäftsführender Gesellschafter der 2009 gegründeten mit-unternehmer.com Beratungs-GmbH stellte in seinem Vortrag verschiedene Modelle der Mitarbeiterbeteiligung vor. Die Varianten sind vielfältig. Es gibt vergütungsnahe und erfolgsorientierte Beteiligungsmodelle oder die Mitarbeiterkapitalbeteiligung. Um das geeignete Modell für das eigene Unternehmen zu finden sollte man sich nicht nur von kurzfristigen Perspektiven leiten lassen, sondern auch die mittel- und langfristige Zukunft des Unternehmens im Blick haben. Dies gilt besonders im Hinblick auf die Bindung von Kompetenzträgern. Berücksichtigen sollte man in jedem Fall auch Negativ-Szenarien, wie beispielsweise das Ausscheiden von Mitarbeitern oder Umsatz- und Gewinnrückgang. Fritz ging in seinem Vortrag auch auf die Schritte der Modellentwicklung ein.
Klar definieren
An erster Stelle sollte man die Ziele formulieren und gewichten sowie Interdependenzen klären, anschließend die geeigneten Modelltypen diskutieren und eine eigene Modellskizze anfertigen, die man anschließend noch einmal kritisch beleuchtet. Nach der endgültigen Auswahl sollte man die Einzelparameter festlegen. Empfehlenswert ist auch die Besprechung des Detailmodells mit einem Experten. Ist dann alles soweit fixiert, sollte man detailliert und transparent die Mitarbeiter über das Modell informieren. Einführung und Umsetzung sind der letzte Schritt. Fritz verwies in seinem Vortrag auch auf das Mitarbeiterbeteiligungsgesetz. Ziel dieses Gesetzes ist es, Kapitalbeteiligungen von Arbeitnehmern an ihren Unternehmen stärker zu fördern. Danach ist es möglich 20% der vermögenswirksamen Leistungen, in Beteiligungen anzulegen. Zudem können Mitarbeiter von ihrem Unternehmen direkt Anteile oder auch indirekte Beteiligungen über Mitarbeiterfonds von jährlich maximal 360 € steuer- und abgabenfrei erwerben.
Der richtige Zeitpunkt
In einem kurzweiligen Praxisvortrag berichtete Philipp Benkler, Mitgründer und Geschäftsführer der Testbirds GmbH, von seinen Erfahrungen bei der Unternehmensgründung sowie den Herausforderungen beim Team-Aufbau. In nur kurzer Zeit ist das Testbird-Team von 3 auf 30 Mitarbeiter gewachsen. Für Benkler besteht die schwerste Aufgabe als Unternehmer darin, die richtigen Leute zu finden. Denn nur mit dem richtigen Team gelingt es, die gesteckten Ziele zu erreichen. Benkler, der nicht unbedingt ein Freund von Organigrammen ist, sagt aber auch: „Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo man Strukturen einführen und Verantwortlichkeiten festlegen muss, daran führt kein Weg vorbei.“
Sei es Wachstum oder Internationalisierung als Gründer und Unternehmer sollte man sich, auch immer wieder die Frage stellen: „Ist die Organisation bereit für den nächsten Schritt?“ Eine realistische Einschätzung der eigenen Möglichkeiten ist dabei von Bedeutung. So entschied sich die Testbirds GmbH bei der Eroberung des ungarischen Marktes für ein Franchise-Modell. Um Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten, setzen die Macher von Testbirds auf den Teamspirit. Wichtig sind für Benkler regelmäßige gemeinsame Events – sei es ein gemeinsames Frühstück in der Firma oder ein gemeinsames Outdoor-Event.
Im Anschluss an die Veranstaltung nutzten viele Teilnehmer die Möglichkeit zum direkten Austausch mit den Referenten sowie mit anderen Gründerteams und Teilnehmern der Veranstaltung.
Bilder von der Veranstaltung finden Sie hier.