Ich will Einhorn werden!
Corona, Klimawandel, Inflation, Lieferengpässe, Preisanstiege, Fachkräftemangel – gefühlt „Krisenmodus in Dauerschleife“. Und doch zeigen gerade Krisen, wie wichtig Innovationen durch Startups sind. Zu einer realistischen Betrachtung gehört aber auch, dass die Zahl an Neugründungen und Kooperationen von 2021 auf 2022 spürbar rückläufig sind. Umso wichtiger ist es somit, auch weiterhin Initiativen und Projekte zu fördern, die den Austausch der Startups untereinander und den Erfahrungsaustausch mit etablierten Unternehmen sowie der Wissenschaft zu stärken.
Gründung & Unternehmertum als Schulfach
Einen sinnvollen Beitrag leisten dazu beispielsweise Workshops mit Schüler:innen, wie sie das Digitale Zentrum Schwaben (DZ.S) und die Stadt Augsburg durchführen, kürzlich beispielsweise in Kooperation mit STARTUP TEENS. Die Non-Profit Initiative STARTUP TEENS ist ein hochkarätiges Netzwerk für die Innovator:innen der Zukunft. Ziel ist es, „future skills” wie unternehmerisches Wissen & Coding-Know-How zu vermitteln und die Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Unabhängig davon, ob sie später Gründer:innen, Unternehmensnachfolger:innen oder Intrapreneure werden möchten. Mehr als 20 Jugendliche hatten sich zu dem Workshop in Augsburg angemeldet, um zu lernen, wie man unter Anwendung von Methoden aus dem Design Thinking und Lean Startup für Problemstellungen Lösungen findet und diese weiterentwickelt. Die Stadt Augsburg und das DZ.S unterstützen die Initiative nahezu seit dem Start.
Neben STARTUP TEENS bietet auch das DZ.S Gründer:innen die Möglichkeit, sie auf dem Weg zum Startup zu begleiten. Interessierte Schüler:innen mit einer digitalen Geschäftsidee werden gezielt gefördert und unterstützt. Dieses Mentoring setzt damit genau dort an, wo viele Angebote zur Berufsorientierung manchmal noch zu kurz greifen: Sie leisten eine intensive, individuelle Betreuung.
Um ein solches Interesse zu fördern, gilt es jedoch, schon früh entsprechende Entwicklungsangebote anzubieten. In der Grundschule altersgerecht zunächst spielerisch. An weiterführenden Schulen und Hochschulen müssen dann Themen zum unternehmerischen Denken und Handeln stärker auf die Agenda genommen werden. Denn wenn Gründungsförderung erst nach der Schulzeit beginnt, haben viele junge Menschen gedanklich bereits einen anderen Weg eingeschlagen.
In Bezug auf Ausgründungen aus den Hochschulen ist das DZ.S seit über 10 Jahren als Gründungsnetzwerk sehr aktiv, insbesondere für Absolvent:innen mit dem EXIST-Gründungsstipendium. Hier besteht eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem HSA_funkenwerk an der Hochschule Augsburg und dem StartHub an der Universität Augsburg, die als zentrale Anlaufstellen für Student:innen, Forscher:innen und Mitarbeiter:innen der Augsburger Hochschulen fungieren, fakultätsübergreifend die Entrepreneurship-Ausbildung vorantreiben, Gründungsvorhaben initiieren und auf den ersten Schritten begleiten.
Gründen muss „nicer“ werden
Wichtig ist es zudem, echte Berührungspunkte mit dem Thema Gründung und Unternehmertum zu schaffen und erlebbar zu machen. Junge Menschen müssen ein gutes Gefühl bekommen und eine Vorstellung davon, was es bedeutet, selbständig zu sein. Nur so lässt sich Unternehmertum als Leitbild neben der Anstellungstätigkeit nachhaltig platzieren. Und es gilt, ein positives gesellschaftliches Bewusstsein zu schaffen, welche Bedeutung das Unternehmertum in einer Volkswirtschaft einnimmt. Es ist der Mittelstand, der Arbeitsplätze schafft, der Innovationen hervorbringt und damit für den Wohlstand in der Gesellschaft sorgt. Unsere Medienlandschaft stürzt sich viel zu sehr auf Negativmeldungen. Stattdessen muss es mehr positive und bessere Berichterstattung über die Erfolgs- und Erfahrungsberichte von Mittelstand und Startups geben.
Gründen muss diverser werden
Entwicklungspotenzial gibt es auch bei der Diversität. Obwohl der Frauenanteil bei den MINTFächern in der Wirtschaft bereits stärkere Unterstützung erfährt und gefördert wird, sind gemäß dem Deutschen Startup Monitor 2022 Gründer:innen mit 20,3 Prozent in 2022 derzeit noch unterrepräsentiert. Und auch beim demografischen Merkmal der Staatsangehörigkeit bzw. des Migrationshintergrunds ist noch Luft nach oben. 84,1 Prozent der Gründer:innen besitzen demnach ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft. Auch hier ist vorausschauendes Handeln von entscheidender Bedeutung.
(Gastbeitrag von Stefan Schimpfle, DZ.S-Geschäftsführer; erschienen im ahochdrei-Magazin 01/2023, S. 34 und 35)