Dienstag, 09. August 2016 | News | Blog, Gründernews, Branchennews

Im Schnitt braucht jedes Start-up 2,4 Millionen Euro frisches Kapital

Nur jeder dritte Gründer hat in den kommenden zwei Jahren keinen Finanzierungsbedarf. Finanzierungsrunden dauern durchschnittlich zwischen fünf und sieben Monate. Jeder dritte Gründer kann sich einen Börsengang vorstellen.

Start-ups in Deutschland brauchen in den kommenden zwei Jahren im Durchschnitt 2,4 Millionen Euro frisches Kapital. Gleichzeitig sagt jeder zweite Gründer (55 Prozent), die schwierige Finanzierung ist das größte Hemmnis für Start-ups in Deutschland. Nur jeder Dritte (34 Prozent) gibt aktuell an, für die nächsten 24 Monate bereits ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung zu haben. Das ist das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter rund 150 Start-up-Gründern.

Der Finanzierungsbedarf steigt dabei mit der Größe des Start-ups. Bei Start-ups mit nur ein bis drei Mitarbeitern liegt der Bedarf bei rund 640.000 Euro, bei denen mit vier bis neun Mitarbeitern sind es 1,7 Millionen Euro, bei 10 bis 19 Mitarbeitern sind es 3,1 Millionen Euro und bei Start-ups ab 20 Mitarbeitern steigt die notwendige Finanzierung sogar auf 4,7 Millionen Euro. „Auch wenn sich die Finanzierungssituation für Tech-Start-ups in Deutschland in den letzten Jahren verbessert hat, ist fehlendes Kapital nach wie vor die größte Hürde, um Teams aus Deutschland international erfolgreich zu machen“, sagt Bitkom-Geschäftsleiter Niklas Veltkamp. „Aus Sicht der Start-ups dauert es zudem zu lange, bis Finanzierungsrunden abgeschlossen sind.“

Bis eine Finanzierung zustande kommt, dauert es vom ersten Gespräch mit einem möglichen Investor bis zum Geldfluss in der Regel einige Monate. Im Schnitt dauern Finanzierungsrunden mit einem Business Angel fünf Monate, mit Venture-Capital-Investoren sind es sieben Monate. Trotz des nicht einfachen Marktumfeldes ist die Zahl der Gründer, die sich einen Börsengang vorstellen können, gestiegen. Hatte vor einem Jahr nur jedes vierte Start-up (28 Prozent) angegeben, dass es sich den Gang an die Börse vorstellen kann, so ist es nun jedes dritte (37 Prozent).

Bei der Finanzierung spielen öffentliche Fördermittel eine wichtige Rolle. Jedes dritte Start-up (36 Prozent) hat aktuell oder in der Vergangenheit staatliche Fördermittel von Bundesländern, dem Bund oder der EU erhalten. „Die Politik hat mit dem EXIST-Programm, dem INVEST-Zuschuss oder dem High-Tech Gründerfonds eine ganze Reihe von Instrumenten geschaffen, um die Finanzierungssituation von Start-ups insbesondere in der frühen Phase zu verbessern“, so Veltkamp. Bitkom begrüßt auch die Pläne des Bundesfinanzministeriums, einen sogenannten Tech Growth Fund mit einem Volumen von 10 Milliarden Euro aufzulegen. Für jeden Euro an Wagniskapital, den ein Gründer erhält, soll er aus dem Fonds zusätzlich einen Euro Kredit erhalten. Veltkamp: „Gerade für große Finanzierungsrunden bleibt es zudem wichtig, noch mehr privates Venture Capital für Start-ups in Deutschland zu gewinnen. Derzeit sind die steuerlichen Bedingungen für private Geldgeber in anderen Ländern leider oftmals noch attraktiver als hierzulande. Daher müssen angekündigte Maßnahmen der Bundesregierung wie der Tech Growth Fund noch in dieser Legislaturperiode umgesetzt werden.“

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 143 Gründer von IT- und Internet-Start-ups in Deutschland befragt. Die Fragestellung lautete „Wie schätzen Sie den Kapitalbedarf für Ihr Start-up in den nächsten zwei Jahren ein?“, Wie ist Ihr Start-up finanziert?“, Wie viele Monate hat es ab dem ersten Gespräch gedauert bis dann letztlich eine Finanzierung zustande kam?“ und „Spielt das Thema Börsengang für Ihr Start-up eine Rolle?“.

Quelle: Bitkom