Negative Szenarien analytisch durchdenken
Mit viel Energie und Herzblut gehen viele Unternehmer und Unternehmerinnen an die Umsetzung ihrer Ideen und es läuft alles rund. Doch plötzlich sehen sie sich vor unüberwindbare Probleme gestellt: erhoffte Umsätze bleiben aus, Steuern und Abgaben werden fällig, die Finanzierung fängt an zu wackeln. Damit es nicht zum Äußersten kommt, ist rechtzeitiges Risikomanagement gefragt. Christian Hausladen, Stadtsparkasse Augsburg, zu Risiken, die man im Auge behalten sollte:
Was sind die häufigsten Finanzierungsrisiken bzw. Fehler, die Ihnen in Ihrer Arbeit mit Start-ups und jungen Unternehmen begegnen?
Die Startfinanzierung sollte so langfristig wie möglich erfolgen, um über finanzielle Planungssicherheit zu verfügen. Unverzichtbar für die finanzielle Planungssicherheit ist auch die Wahl eines vertrauenswürdigen Finanzierungspartners. Manche junge Unternehmen gehen bei der Kalkulation des eigenen Finanzierungsbedarfs von zu optimistischen Umsatzplanungen aus. Insbesondere der zeitliche Vorlauf von der Kundenakquisition bis zum tatsächlichen Umsatz wird oft unterschätzt. Gerade bei Großunternehmen als Kunden gehen der Zulassung eines neuen Lieferanten oft langwierige interne Entscheidungsfindungen voraus!
Leider werden Buchführung und Controlling oftmals vernachlässigt, sobald der operative Geschäftsbetrieb angelaufen ist. Daraus resultiert, dass Fehlentwicklungen zu spät erkannt werden, um noch Gegenmaßnahmen durchzuführen. Immer wieder kommt es auch zu Liquiditätsproblemen durch Steuerverbindlichkeiten: Bei erfolgreichem Anlauf des Geschäftsbetriebs wird die Bildung von Rücklagen für Steuerzahlungen versäumt. Nach Einreichung des ersten Jahresabschlusses beim Finanzamt müssen dann für einen längeren Zeitraum Steuern nachbezahlt und gleichzeitig Steuervorauszahlungen geleistet werden. Dies kann ohne Rücklagen zu einem existenzbedrohenden Liquiditätsloch führen.
Welche Lösungsansätze gibt es, um diese Risiken in den Griff zu bekommen, bzw. Fehler auszuschließen?
Planen Sie vorsichtig! Denken Sie auch negative Szenarien analytisch durch! Aktualisieren Sie die Planung auf Grundlage einer aktuellen Buchführung laufend und vergessen Sie auf keinen Fall die Rücklagen für das Finanzamt! Um den Liquiditätsbedarf zum Unternehmensstart möglichst gering zu halten, sind alle Finanzierungsformen vorteilhaft, bei denen nicht sofort Tilgungszahlungen fällig sind. Das ist vorstellbar bei Beteiligungskapital, öffentlichen Zuschüssen oder viele Darlehen von privaten Geldgebern. Aber auch über die Hausbank beantragbare KfW- oder LfW-Darlehen, die i.d.R. mit einem tilgungsfreien Anfangsjahr ausgestattet sind, erfüllen diese Voraussetzung.
Ein Risiko, welches viele Unternehmer nach wie vor ausblenden, ist der Ausfall der eigenen Person. Welche Möglichkeiten sehen Sie hier, um den Geschäftsbetrieb für den Notfall aufrecht zu erhalten?
Denken Sie Ihre betrieblichen Prozesse durch und überlegen Sie, an welchen Punkten ein Eingreifen des Unternehmers unverzichtbar ist. Das können Kunden- oder Lieferantenverhandlungen, Banktransaktionen, Führungsaufgaben etc. sein. Erstellen Sie zur Aufrechterhaltung des Betriebsablaufs Vertretungsregelungen und Notfallpläne und stellen Sie sicher, dass diese im Fall der Fälle auch angewandt werden. Als Arbeitsunterstützung bieten viele Sparkassen und der Deutsche Sparkassenverlag den sogenannten „Notfallordner“ mit vielen Checklisten und Detailinformationen an.
Auch mit der Endlichkeit des eigenen Daseins sollte sich ein Unternehmer frühzeitig auseinandersetzen. So lassen sich durch den Abschluss einer Risikolebensversicherung betriebliche oder private Finanzierungen im Todesfall abdecken. Dadurch wird finanzieller Druck vom Unternehmen und den eigenen Hinterbliebenen genommen. Die erfolgreiche Fortführung des Unternehmens durch einen Nachfolger wird erleichtert!
Vielen Dank Herr Hausladen für die wertvollen Hinweise.