Neue Impulse im Online-Marketing: Social Media
Die Entwicklung in der Werbevermarktung geht weg von der klassischen Werbeform hin zur gezielten Ansprache von Zielgruppen. Unser Experte und eCommerce-Berater Martin Plöckl erklärt im Interview die Unterschiede zur klassischen Werbekampagne.
Herr Plöckl, alle reden von "Social Media". Was genau ist darunter zu verstehen?
Martin Plöckl: Social Media ist die Technologie, die es Nutzern erlaubt, sich gegenseitig auszutauschen und mediale Inhalte zu gestalten z.B. über Facebook, twitter und Co. Im Bezug auf Onlinemarketing stehen dabei nicht mehr die eigentlichen Werbebotschaften im Zentrum. Der Onlinenutzer wird medienadäquat angesprochen und soll dauerhaft begeistert werden. Bisher sind Werbebotschaften in die Breite gestreut worden. Die Vergütung erfolgt auf TKP- Basis (Tausender-Kontakt-Preis) d.h. ich habe einen festgelegten Preis wenn ich 1.000 Personen mit der Werbebotschaft erreiche. Das Problem ist aber, ich habe nur ein unscharfes Bild der Adressaten. In der klassischen Werbekampagne habe ich daher auch vergleichsweise hohe Streuverluste und muss trotzdem für alle bezahlen. Die klassischen Massenmedien beanspruchen außerdem viele Ressourcen und komplexe Produktionsprozesse um Werbebotschaften zu vermitteln.
…und wodurch unterscheidet sich Social Media von bisherigen Kampagnen und welchen Vorteil haben die Konsumenten?
Martin Plöckl: Zunächst muss man feststellen, dass sich die Art der Nachrichtenverbreitung verändert hat. Sowohl im privaten, als auch im kommerziellen Bereich kann sich heutzutage jeder Nutzer seine Informationen gezielt aussuchen. Im Bereich der Werbung orientiert sich Social Media ausschließlich auf das Internet und das Mobile Web. Händler werden online zu Mediendiensten. Sie sprechen die Nutzer medienadäquat an und versuchen sie dauerhaft zu begeistern. Social Media generiert die Aufmerksamkeit der Kunden und ermöglicht eine individuelle Ansprache. Wir Kunden profitieren durch diese Entwicklung, weil nicht mehr die Produkte in den Vordergrund gestellt werden. Der Käufer als Individuum wird wahrgenommen und stärker berücksichtigt.
Welche Vorteile haben dann die Unternehmen aus dieser Entwicklung?
Martin Plöckl: Der größte Vorteil für die Unternehmen ist, dass Produkte in Zukunft wesentlich näher am Kunden gestaltet und präsentiert werden können. Ein Kunde, der sich vom Unternehmen verstanden fühlt, wechselt das Produkt wesentlich seltener als jemand, der sich mit einem Produkt nicht sonderlich identifiziert. Weitere große Vorteile im Bezug auf die Vermarktung sind niedrige Eintrittsbarrieren, einfache Produktionsprozesse und schnelle Verbreitung von Inhalten jeder Art.
Wo wurde aus Ihrer Sicht der Social Media Gedanken bereits positiv umgesetzt?
Martin Plöckl: Es gibt zahlreiche Unternehmen, die sich immer stärker engagieren. Neben den großen Konzernen sind dies auch neue Nischenanbieter. Hier wird sehr spezifisch, persönlich oder regional ein Angebot für Konsumenten erstellt. Kundenfeedbacks und Vorschläge sind eindeutig erwünscht. In der Regel sind das auch zeitlich begrenzte Produktangebote um den gewünschten Verknappungseffekt zu erzielen. Ein weiteres passendes Beispiel ist crowdfunding. Unternehmer stellen auf einer Website ihre Idee vor und sammeln so von Privatpersonen Geld für die Finanzierung ein. Wenn das Geld nicht zusammenkommt, glauben die Menschen wohl auch nicht an den Erfolg der Idee.
Ist der Social Media Gedanke wirklich neu - gab es solche Überlegungen denn nicht schon früher?
Martin Plöckl: Doch natürlich gab es früher auch schon viele Ansätze. Neu ist aber, dass Produkte auf einzelne Personengruppen abgestimmt werden können, und diese dann auch erreicht werden. Fragestellungen heute sind u.a.: Warum es für erfolgreiche Unternehmen besser ist, dieses Produkt statt einem anderen zu verkaufen? Oder für Kunden: Welche Personen, die ich kenne, nutzen schon das neue iPhone und welche Erfahrungen haben sie gemacht? Es geht darum Fragen zu stellen und Antworten zu bekommen. Im Anschluss findet man schnell heraus, welche Motive, Bedürfnisse und Wünsche die eigene Zielgruppe bewegen – und man kann über neue Kommunikationswege wesentlich besser und flexibler darauf reagieren.
Wie sollten sich Unternehmen dem Thema von heute nähern wenn man sich noch keine Gedanken gemacht hat?
Martin Plöckl: Wichtig ist nur, nicht in vorschnellen Aktionismus zu verfallen – und vor allem nicht einfach die bisherigen Kampagneninhalte auf facebook stellen, sondern die Zielgruppe zum Dialog einladen. Langfristig angelegte Prozesse sind Erfolg versprechend. Eine neue Social Marketing-Kampagne kann in drei Prozesse eingeteilt werden:
1) Analyse der Wünsche und Verhaltensweisen meiner Kunden und Konkurrenten
2) Entwicklung und Auswahl der geeigneten Kommunikationswege
3) Implementierung eines passenden Kommunikations- und Prozessablaufes.
Eine Garantie für den Erfolg gibt es allerdings nicht. Dran bleiben heißt die Devise.
Vielen Dank für das Gespräch.