Organic Computing: Durch Selbstorganisation zu verteilter, sicherer Software
Augsburg - Am Donnerstag, dem 3. Dezember referiert am Kompetenzzentrum für innovative Technologien Prof. Dr. Tom Holvoet von der Katholischen Universität Löwen (Belgien). Holvoet spricht im Rahmen des Organic-Computing-Kolloquiums zum Thema "Koordination und Stellvertreter-Multiagenten-Systeme in großen verteilten Kontrollanwendungen".
Das Thema wird anhand einer aktuell durchgeführten Fallstudie erläutert. Im Anschluss an den Vortrag besteht Gelegenheit zur Diskussion. Der Vortrag findet in Raum 2045 im Gebäude für Angewandte Informatik (Gebäude N) statt. Beginn ist um 17.15 Uhr.
Steigende Komplexität von Software-Anwendungen
Mit zu den größten Herausforderungen, denen sich die Informatik im Moment stellt, gehört die steigende Komplexität von Software-Anwendungen. Während früher Anwendungen auf Großrechnern liefen und eine zentrale Infrastruktur zur Verfügung stand, ist heute die Rechenleistung in hohem Maße verteilt, zentrale Architekturen sind nicht mehr möglich oder wünschenswert. Wann immer die Kontrolle über ein System zentral erfolgt, werden Engstellen erzeugt und die Sicherheit des Gesamtsystems sinkt, da ein Ausfall der zentralen Infrastruktur für einen Ausfall des gesamten Systems sorgt. Daher wird versucht, neue Software-Architekturen zu verteilen und die Rechenleistung der einzelnen, am System teilnehmenden Einheiten zu nutzen. Allerdings ist der Entwurf solch "verteilter Systeme" schwieriger als der "klassischer, zentraler Systeme". Eine der Möglichkeiten, damit umzugehen, ist Selbst-Organisation. Dabei werden den einzelnen Einheiten mehr Autonomie übertragen und Mittel an die Hand gegeben, durch Koordination untereinander Systemstrukturen auszubilden.
Zum Vortrag
Der Vortrag stellt zunächst dar, wie Multiagenten-Systeme als Taktik in der Software-Architektur eingesetzt werden können, um in Verbindung mit Koordinationsmodellen die Implementierung verteilter, selbst-organisierender Systeme zu ermöglichen. Dieser Forschungsaspekt wird an der Zusammenarbeit von der von Holvoet geleiteten Wissenschaftsgruppe "DistriNet" mit der flämischen Firma Egemin N.V. in einer industriellen Fallstudie erläutert. In Anschluss daran wird das in Stellvertreter-Multiagenten-Systemen (Stellvertreter-MAS) verwendete Koordinierungsmodell vorgestellt. Stellvertreter-MAS können eingesetzt werden, um komplexe Koordinationsprobleme in "Koordinierungs- und Kontrollapplikationen" (K&K) zu lösen, d.h. in Anwendungen, bei denen ein physikalisches System von einem Software-System gesteuert wird und komplexes, koordiniertes und selbst-organisiertes Verhalten zeigt. Die Verwendung von Stellvertreter-MAS wird an zwei Fallstudien veranschaulicht.
Der Referent
Prof. Dr. Tom Holvoet promovierte über "Die Entwicklung nebenläufiger Softwaresysteme" und zählt heute zu den bekanntesten und einflussreichsten europäischen Forschern im Bereich der Multiagenten-Systeme. Mit seiner Forschungsgruppe "DistriNet" ist Holvoet seit mehr als einem Jahrzehnt in der internationalen Forschungsgemeinde mit unterschiedlichen Projekten zu verteilter und sicherer Software vertreten. Holvoet lehrt an der Katholischen Universität Löwen (Belgien).
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Ort:
Universität Augsburg
Fakultät für Angewandte Informatik
Gebäude N
Raum 2045
Universitätsstraße 6a
86159 Augsburg
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Kontakt und weitere Information:
Prof. Dr. Wolfgang Reif
Kompetenzzentrum für innovative Technologien
Universität Augsburg
86135 Augsburg
Tel.: +49(0)821-598-2174
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